Steiniger Weg zum Ironman – Fast querschnittsgelähmt
Am Rollstuhl gerade noch vorbeigeschrammt! – Teil 2 des Gastbeitrags von Lukas Härder
In meinem Kopf begannen die Vorbereitung bereits perfekt zu laufen, aber dann wurde es doch ein unerwartet steiniger Weg zum Ironman.
Meine unerwartete „Rückenkomplikation“ bedarf einiger Erläuterungen. Ca. 3,5 Monate nach der Hüft-OP, als ich wieder halbwegs beweglich war, habe ich bei einer Sonntagnachmittag-Kaffeefahrt einen selbst verschuldeten, banalen Radsturz gebaut, der meinen dritten Lendenwirbel zertrümmert hat. Das war noch dramatischer als meine Hüftkopfnekrose und hätte verdammt dumm ausgehen können. Ein paar glückliche Umstände haben dazu geführt, dass ich nicht im Rollstuhl gelandet bin. Innerhalb 4 Monaten war ich nun schon wieder bei „Null“. Es waren zwei OP’s im 12 Wochenabstand fällig.
Als meine Operation trotz Corona-Lockdown als vordringlicher Bedarf eingestuft wurde wusste ich, dass es sehr ernst ist
In der ersten OP wurde ein Fixateur um den gebrochenen Wirbel herum eingebaut. Sechs Wochen bei der Nachkontrolle dann die Diagnose: „Die Wirbeltrümmer wachsen nicht mehr zusammen, der Wirbel und die Bandscheiben davor und danach müssen raus, dafür kommt ein Titancage rein.“
Ich gebe zu, da hatte ich wieder etwas Panik, weil das keine einfache OP ist. Bevor ich dem Eingriff zugestimmt habe, habe ich mir noch fünf andere Meinungen eingeholt. Leider haben alle genau dasselbe gesagt: „Keine Alternative zur Entfernung von Lendenwirbel 3“. Und als ich dann von der Uni-Würzburg mitten im Coronalockdown in den „Vordringlichen Bedarf“ eingestuft wurde, also OP dringend, sofort, musste ich erkennen, dass es wohl wirklich ernst ist.
Gut, wenn der Operateur selbst Sportler ist
Mein Rückenoperateur war zum Glück ein passionierter Freizeitsportler so wie ich. Er ist schon mal in Radschuhen durch die Krankenstation gestöckelt. Er hat mich sofort verstanden, wir waren auf derselben Wellenlänge. Nach einer Karenzzeit von 6 Wochen, wo ich nur 5kg heben durfte, gab er mir die Belastung völlig frei, bis auf eine Bedingung. Seine Vorgabe war: „Dein Rücken sagt Dir wenn’s genug ist, halte Dich unbedingt daran. Und irgendwann kannst Du wieder einen Ironman machen“. Mit so einer Ansage kann ich wunderbar zurechtkommen. Das war genau das, was ich brauchte, um wieder auf die Beine zu kommen. Als ich allerdings meiner Frau davon erzählt habe, habe ich richtig Ärger gekriegt. Sie konnte das nicht nachvollziehen, ging es doch kurz vorher noch darum, ob ich überhaupt noch aufrecht gehen kann oder im Rollstuhl lande.
In Folge der Rücken-OPs musste ich sportlich sehr lange ganz kleine Brötchen backen. Ich durfte nur so lange belasten bis sich der Rücken meldet und sagt es ist genug. Ich bin 3 Monate nach der letzten Rücken-OP auf eine Laufbahn gegangen und Runden gelaufen. Zuerst im 100m-Bereich abwechselnd Gehen und Laufen, etwa alle 10min habe ich mich flach hingelegt und dem Rücken Entlastung geboten. Mit der Methode habe ich dann zuerst auf Trainingszeiten von 1h aufgebaut und im zweiten Schritt die Strecken verändert.
Zu dem Zeitpunkt war die Hüft-TEP gar nicht mehr entscheidend, ich musste mir keine Gedanken mehr machen, ob der Schaft richtig eingewachsen ist, sie war da schon 8-9 Monate eingezogen. Wobei ich den Plan über eine Laufbahn den Einstieg in den Laufsport zu schaffen damals schon hatte und auch ganz ähnlich durchziehen wollte.
Eine Laufbahn bietet den Vorteil, dass man jederzeit abbrechen kann, sehr gut telefonisch erreichbar ist und max. 300m bis zum Auto hat. Ich wollte vermeiden allein mitten im Wald zu stehen und nicht mehr weiterzukommen. Mit viel Geduld und Durchhaltevermögen kann man die Streckenlänge erhöhen. Außerdem gibt es für Triathleten noch Schwimmen und Radfahren, wo bzgl. der Knochenbelastung andere Gesetze gelten.
Motivation durch andere Betroffene
Auf der anderen Seite gibt es die Gemeinde der Betroffenen. Z.B. TEPFIT® oder andere Internet-Foren wo Leute über ihre praktischen Erfahrungen mit Sport und TEP berichten. Da habe ich alles was ich finden konnte aufgesogen. Es finden sich da tatsächlich beeindruckende Geschichten, z.B. über Ultra-Läufer am Rennsteig, 72km über Stock und Stein, schon jahrelang, ohne irgendwelche Beeinträchtigungen. Wieso dann keinen Ironman?
An mein Triathlon-Projekt bin ich so heran gegangen, wie man an Triathlon-Langdistanzen heran gehen sollte. Langsam, vorsichtig und mit Geduld. Das war schon bei meinem ersten Wettkampf so, den ich ja erst mit 50 gemacht habe. Vorher war es nur ein Traum, weil ich dachte, dass ich das Schwimmen kaum überleben kann.
Ein „stabiles Fahrwerk“ ist für das Laufen von großer Bedeutung
Seit meinem Oberschenkelhalsbruch weiß ich wie wichtig ein „stabiles Fahrwerk“ für das Laufen ist, „Stabi-Training“ für Bauch, Rücken, Hüfte habe ich seitdem recht konsequent gemacht. Einer meiner Orthopäden meinte auch, dass mich meine starke Rumpfmuskulatur bei dem Radsturz auf den Rücken vor Schlimmeren gerettet hat. Das Stabilitätstraining habe ich nun noch mehr intensiviert und ich denke, dass das auch entscheidend für die Gesundheit ist.
Vor meinem ersten Triathlon (mit 50) bin ich Marathon gelaufen (mit 40). Das waren dann recht systematische Sachen. Davor habe ich mich immer viel bewegt, Möglichkeiten für Sport und Spiel wahrgenommen aber nie organisiert und systematisch trainiert.
Wird mein nun gestartetes systematisches Training wirklich reichen, um die Challenge Roth erfolgreich zu bestehen? Das könnt Ihr in Kürze im dritten und letzten Teil des Projektes „Steiniger Weg zum Ironman“ lesen.
2 Antworten
[…] hier wie es mit „Ironman mit künstlichem Hüftgelenk“ […]
[…] eines teils sehr steinigen Weges konnte das Projekt Ironman abgeschlossen […]