Ironman mit künstlichem Hüftgelenk – Die Idee reift

Von der verrückten Idee zu einem strategischen Plan – Gastbeitrag von Lukas Härder

Mit einer Hüft-TEP kann der Sport betrieben werden, den man vorher gut beherrscht hat. So die Aussage einiger Mediziner an uns Laien. Schön, aber gilt das auch für einen Ironman mit künstlichem Hüftgelenk?

Diese Frage ging seit meiner Operation Ende 2019 durch den Kopf, schließlich war Triathlon nicht nur mein Sport, es war davor meine Leidenschaft. Ich hatte neunmal gefinisht und wurde nach dem Ironman Hamburg mit einer Diagnose „Hüftkopfnekrose“ links auf null herunter gebremst. Ursache war wohl ein Oberschenkelhalsbruch, den ich mir Jahre davor in einem Radsturz zugezogen hatte.

Triathlon nicht nur mein Sport, er war vor der Hüft-OP meine Leidenschaft.

Die Antwort war für mich deshalb wichtig, Leidenschaften gibt man nicht so einfach auf. Triathlon war auch Therapie und Schule fürs Leben und eine Faszination die ich nicht so einfach aufgeben wollte. Außerdem brauche ich Bewegung für mein seelisches Gleichgewicht.

Der Race Day ist zwar ein langer, harter Tag, aber es sind auch faszinierende Gefühle, die man dabei durchlebt – von ganz oben nach ganz unten und zurück, mehrere ups and downs am selben Tag. Sie sind mit nichts zu vergleichen. Keiner kann sich das kaufen. Es ist bringt jeden kurz vor der Ziellinie zum Schweben. Dabei ist es ziemlich verrückt an einem einzigen Tag nach 3,8km zu Schwimmen sofort mit dem Rad 180km zu fahren und dann noch einen Marathon über 42,2km zu Laufen. Wenn man noch nach vielen Wochen der Vorbereitung für so ein Projekt es dann erfolgreich ins Ziel bringt, gibt das einem die Gewissheit, auch noch ganz andere verrückte Sachen zu schaffen. Egal ob sportlich, beruflich oder privat. Man muss es nur wollen und man braucht einen Plan. Ach ja, Selbstdisziplin braucht man auch noch ein bisschen.

Ohne Unterstützung von Freunden und Familie geht nichts

Die Challenge Roth war meinem allererster Triathlon 2012. Als ich 2023 verkündet habe, ich wolle wieder starten, war das eine Sensation in meiner Umgebung. Die Verwunderung und Begeisterung kam eher von meinen Sportskollegen. Ihnen war auch klar, dass ich Ziele konsequent verfolge. Kopfschütteln habe ich auch geerntet. In einem Ironman zu starten, halten sowieso viele für völlig verrückt. Diese Reaktion bin ich gewohnt.

Die Sportskollegen aus dem Verein haben mich im Training und dem Rennen wahnsinnig gut unterstützt. Zum einen waren sie als Staffelteilnehmer oder Einzelstarter selbst im Rennen und da man sich auf der Stecke mehrfach entgegenkommt waren die Treffen immer die reine Freude. Andere waren als Zuschauer an der Strecke. Harald und Arno mit besonderem Einsatz, sie haben mich mit Rad an den Brennpunkten abgepasst, sind auf der anderen Seite vom Kanal nebenher geradelt und haben mir über Wasser zugerufen. Eine besondere Rolle haben Tanja und Harald gespielt. Vor allem Tanja, eine Triathletin aus meinem Verein. Beide haben mit mir viele Trainingseinheiten seit meinen OPs gemacht und sich dabei zurückgenommen, um langsamer zu fahren oder zu laufen. Die anderen Sportskollegen war viel zu schnell für mich, sind es immer noch. Es gab zwischenzeitlich schon mal den einen oder anderen regionalen 10km Volkslauf bei dem ich als letzter durchs Ziel bin. Übrigens, auch das erfordert Charakterstärke, um das auszuhalten – so empfinde ich es jedenfalls.

Was sagen die Fachärzte

Natürlich sagt kein der Facharzt, dass nach 9 Ironman ohne TEP der 10te mit TEP selbstverständlich möglich ist. Abes gab Andeutungen, von meinem Operateur zum Beispiel, der selbst zwei künstliche Kniegelenke hat und stolz verkündet wie viele Kilometer er damit jetzt Radfahren kann. Oder die Aussagen meines Rückenoperateurs – war da noch was?

Schaut hier wie es mit „Ironman mit künstlichem Hüftgelenk“ weitergeht.

Geb-Jahr: 1962
Wohnsitz: 97616 Bad Neustadt, Nordbayern
Beruf: Dipl.-Ing., tätig als Produktionsleiter

Sportlicher Lebenslauf:
Von Klein auf hatte ich immer viel Lust an Bewegung, war oft draußen, habe jedoch lange keinen organisierten Sport gemacht.
Mit 14 Start in einer Jugendfußballmannschaft, auf „Dorfniveau“.
Später verschiede Sportarten wie Tischtennis, Volleyball, alles nicht organisiert, kein Vereinssport mit systematischem Training. Einfach aus Spaß am Spiel und der Bewegung.
Mit 40 Jahren Umstieg aufs Laufen zum Stressabbau und 2002 erster Marathon-Wettkampf in Berlin. Dank an meinen Coach Heinrich.
Gedanklich habe schon lange vom Triathlon geschwärmt, konnte Laufen und auch Radfahren, meinte aber beim Schwimmen zu ertrinken
Mit 49 dachte ich dann „Jetzt oder nie“ und bin 2011 zum Zuschauen zur Challenge Triathlon Roth gefahren und hatte entschieden: 2012 bin ich dabei!
„Triathlon-Trainingscamp“ auf Fuerteventura gebucht und mir einen Coach gesucht, der mir wöchentlich Trainingspläne für mein Projekt geschickt hat. Im Nachhinein betrachtet war dieser Coach sehr wichtig und unersetzlich, weil er mich das Triathlontraining ganz anders hat machen lassen als mein damals bekanntes Marathontraining.

2012 Triathlon Challenge Roth
2013 Triathlon Challenge Roth
2013 Ironman Cozumel (Mexico)
2014 Triathlon Challenge Roth
2015 Ironman Frankfurt
2016 Ironman Lanzarote
2017 Ironman Vichy (Frankreich)
2018 Ironman Kopenhagen
2019 Ironman Hamburg
2023 Triathlon Challenge Roth (1. Ironman mit künstlichem Hüftgelenk)

Zusätzlich Berlin Marathon, inzwischen 13-mal

Lukas Härder beim Laufen

3 Antworten

  1. Stefan Schink sagt:

    Hallo Lukas

    Mir fehlen die Worte.

    EINFACH NUR KLASSE!!!

    👍👍👍

    Gruss Stefan

    PS: Darf ich deinen Artikel in meinem Tagebuch bei RW verlinken?

    • Lukas Härder sagt:

      Hallo Stefan,
      dass ich mich soweit getraut habe hat auch damit zu tun, dass ich gesehen habe wie weit Du gekommen bist und was Du alles geschafft hast. Direkt nach meiner OP war ich auch psychisch total im Keller, Dein Beispiel hat mir Hoffnung gegeben. Vielleicht ist es an der Zeit Dir das mal zu schreiben und mich bei Dir zu bedanken.
      Wenn Du möchtest darfst Du das gerne verlinken.

      Gruß
      Lukas

  1. 15. Oktober 2023

    […] In meinem Kopf begannen die Vorbereitung bereits perfekt zu laufen, aber dann wurde es doch ein unerwartet steiniger Weg zum Ironman. […]

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