Der 71-jährige, der seine Hüft-TEP mit auf den Jakobsweg nimmt

Better in, Better out – Der game changer vor und nach jeder Operation

Wer meine Beiträge und Aktivitäten schon länger verfolgt weiß, dass ich ein großer Verfechter davon bin, sich auf eine eventuelle Gelenk-Operation bestmöglich vorzubereiten, um so körperlich und geistig fit wie möglich in diese Operation zu gehen. Dabei geht die Bandbreite von gesunder Ernährung, über möglichst optimales Körpergewicht, Erhalt der Beweglichkeit und Muskulatur bis zur Gesundheitsvorsorge (z.B. Zahnstatus checken). Der nachfolgende Gastbeitrag des 71-jährigen Norbert Nichtern belegt diese These eindrucksvoll:

Ich gehe und laufe schon lange und sehr gerne: als Fußballer, Bergwanderer und Marathonläufer. Zuletzt Anfang Oktober 2022 auf einer der jährlichen 9 bis 10 Gehtage-Etappen, die auf einem Jakobsweg von Fulda nach Santiago de Compostela führen sollen und erstmalig mit einer rechten Hüft-TEP, die im Januar 2022 „installiert“ wurde.

Norbert von der Wanderanstrengung auf dem Jakobsweg leicht gezeichnet
Norbert von der Wanderanstrengung und den Höhenmetern doch leicht gezeichnet

Es waren all die Jahre beeindruckende Erlebnisse mit meinen zwei Pilgerkameraden (meinem Schwager und seinem Bruder): die bayrische Rhön, am Main, der Bodensee, die großen Schweizer Gipfel und Seen, die Rhone und Hochweiden der Ardèche bis heuer über die Pyrenäen nach Pamplona – ein „Deja vue“ in St. Jean Pied de Port, denn den französischen Weg waren wir ab 2011 erstmalig schon gegangen. Mit dem 12 kg Rucksack bei täglichen Wegstrecken zwischen 22-42 km auch eine beeindruckende Anstrengung.

Täglich zwischen 22 und 42 Kilometer – davor hatte ich großen Respekt

Obwohl die Operation im Frankfurter Bürgerhospital problemlos verlaufen ist, meine ambulante Reha bei Monika Kremer in deren Physioworld so ambitioniert wie anstrengend war und ich zu Hause mit dem gezielten Aufbautraining gut gearbeitet hatte, unterschätzte ich die Beteiligung meines Kopfes. Am ersten Gehtag (32 km) lief ich so „unrund“ (fast mit jedem Schritt ein anderes Gangbild), dass ich sogar ans Aufgeben dachte.

Das hält diese neue Hüfte doch nie aus – der erste Gedanke

Dazu das linke „abgenutzte“ Kniegelenk und die ebenso alte linke Hüfte, deren Röntgenbilder nichts Gutes ankündigen. So ging es mir durch den Kopf. Erst als ich mich auf die einzelnen Muskelgruppen konzentrieren konnte, waren – wie in der Mathematik – aus einem großen Problem einige kleinere geworden. Diese, das war dann schnell diagnostiziert, resultierten einfach aus der ungeübten täglichen Überanstrengung der Muskulatur. Daher einfach weitergehen bis die Gewöhnung für alle beteiligten Körperregionen (Muskelgruppen, Gelenke, TEP und Kopf) eintritt.

Abendstimmung auf dem Jakobsweg mit dem künstlichen Gelenk
Abendstimmung auf dem Jakobsweg


Und so lief es alles in allem von Barcelonne-du-Gers nach Pamplona (238 km in neun Tagen) mit überraschend ordentlichem Gang ganz gut – Gott sei Dank. Im nächsten Herbst gehen wir in Spanien weiter. 
Die Erfahrung:
Besser gut in sich „hineinhören“ statt Unplanbares zu projizieren. So wünsche ich allen Wanderern, dass auch sie mit einer Hüft-TEP noch viele wunderbare Touren gehen können.


Über den Autor – Sport- und Gesundheits-Vita

Norbert Nichtern, geboren 1951 in Frankfurt am Main

  • Angeborene leichte nicht diagnostizierte Hüftdysplasie, keine Spreizhose im Baby-Alter.
  • Intensiver Fußballer (bis Gruppenliga) im Alter von 6-26 Jahre bei aus heutiger Sicht unprofessionellem Training, roten Sandplätzen und schlechten Schuhwerk.
  • Folgesportarten: Skilauf, Hochgebirgswandern, Tennis, Squash und Marathonlauf (3:30-Hobby-Läufer).
  • 1997 nach 2 Jahren mit „Rückenproblemen“ Indikation des LWS-Bandscheibenvorfalls mit neurologischen Ausfällen des linken Beines. Erfolgreiche OP im Klinikum Frankfurt Höchst durch Dr. Höllerhage mit guter Reha in Bad Saulgau und vollständige Genesung.
  • Einführung täglicher Gymnastik: Rückenschule, Bewegungsmobilität, Muskulatur.
  • Weitere Marathonläufe deren Vorbereitung bereits erste Knie- und Hüftgelenksabnutzungen signalisierte.
  • Ende des „Marathon-Lebens“ ca. 2001, danach 3 Laufeinheiten pro Woche mit 10-15 km, moderates Bergwandern. Das Gangbild wird zusehends schlechter: nach vorn gebeugter Oberkörper, verkürzte Hüftbeuger, rechtes Bein geht nicht mehr gerade. 
  • 2016 Großzehengrundgelenk rechts OP: Versteifung/Fixierung wg. Arthrose Schmerzen und „erfolgreich“ genesen.
  • Schließlich 2021 Diagnose zur Hüft-TEP wg. zu großer Schmerzen. 25.01.2022 erfolgreicher Einsatz der Hüft-TEP durch Dr. Theis (Bürgerhospital Frankfurt) mit folgender ambulanter Reha von 10 Wochen 3 mal pro Woche ca. 2 Std. bei Monika und Timm Kremer (Physioworld-Frankfurt). Vollständige Genesung mit deutlich verbessertem Gangbild. Die Hüfte geht voran.
  • Sport aktuell: Ausgiebige Wanderungen, Mountainbiken.
Porträt Norbert Nichtern

3 Antworten

  1. Meine Großmutter bekommt bald eine Endoprothese in der Hüfte. Da sie sehr aktiv ist, ist es gut zu wissen, was der Autor hier noch alles konnte. Ich denke, das wird sie sehr erleichtern.

  2. Jürgen Potzies sagt:

    Meine Frage hierzu: 1.Wann wurde dieses Hüftgelenk operiert, – im Ja.2022 – wie zu Beginn des Berichtes geschrieben, oder am 25.01.2021 – wie im grauuntelegten ‚Vita-Text‘ geschrieben steht? 2. Wann war der Start für die Jakobsweg-Wanderung?

    • Peter Herrchen sagt:

      Danke für die Frage und den Hinweis: OP im Januar 2022 (Ist im Vita-text korrigiert), Start für den Jakobsweg Anfang Oktober 2022

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