Tretroller fahren – Ideal für die Hüfte!
oder Liebe auf den ersten Kick – Gastbeitrag von Carina Weidler – August 2021
Seit Dezember 2020 habe ich einen neuen Lieblingssport: Tretroller fahren!
Schön, ich muss zugeben, dass ich weit mehr als nur eine Lieblingssportart habe:
Aber Tretroller fahren ist auf jeden Fall bei den Lieblingssportarten ganz vorne mit dabei!
Wer mich kennt weiß, dass ich früher fast jede Sportart leidenschaftlich gerne betrieben habe. Besonders verliebt war ich schon immer ins Laufen. Nicht weil es einfach und von überall aus ohne Equipment möglich ist (vorausgesetzt, man trägt Sportschuhe, und das tue ich so gut wie immer) – auch wenn das beide stimmt. Aber das sind rationale Punkte die bei mir keine Leidenschaft auslösen. Auch nicht weil man dabei in der Natur ist und sich dabei herrlich mit Freunden austauschen oder seinen Gedanken nachhängen kann. Das stimmt auch alles, trifft aber auch aufs Radfahren oder Wandern zu. Nein, für mich war laufend einfach immer eine tolle Bewegung. Federnd, irgendwie leicht und unbeschwert – selbst dann, wenn ich schwere Beine hatte oder völlig aus der Form war. Laufen fühlte sich für mich einfach immer toll an.
Seit 2020 habe ich eine neue Hüfte („TEPosaurus Rex“, liebevoll Rexi genannt) und ihr zuliebe laufe ich nicht mehr. Wenn man schon mit 31 eine neue Hüfte bekommt, soll diese natürlich maximal lange halten und daher bin ich notgedrungen vernünftig und vermeide Bewegungen, die den Verschleiß fördern. Da Laufen durch die Flugphase und den damit verbundenen Aufprall bei jedem Schritt nicht gerade zu den gelenkschonenden Sportarten gehört, lasse ich es notgedrungen sein.
Verdammt, ich vermisse das Laufen (noch)!
Im November vergangenen Jahres saß ich zu Hause und hatte schlechte Laune. Es wurde immer klarer, dass Urlaub in den Bergen und damit verbunden Skilanglauf im Winter 2020/2021 nicht stattfinden kann. Meine neue Hüfte war zu dem Zeitpunkt ein knappes dreiviertel Jahr alt und ich hatte Lust, mich mal wieder auszupowern. Auf dem Rad klappte das leider noch nicht, da meine Hüfte den spitzen Winkel beim Sitzen auf dem Rad nicht so gerne mochte. Außerdem hatte ich schon vor der OP – aber danach noch viel schlimmer – immer wieder Probleme mit einem „verkürzten“ und „zu festen“ Hüftbeuger. Leider ist Radfahren zwar eine tolle Sportart, die mir auch wahnsinnig viel Freude bereitet, aber gerade für Vielsitzer nicht optimal. Wer endlich nach acht Stunden vom Schreibtisch aufsteht, sollte danach definitiv Länge in den Körper, insbesondere in den Hüftbeuger bringen und sich nicht direkt wieder setzen – auch nicht aufs Fahrrad. „Es müsste doch eine spaßbringende Ausdauersportart geben“, überlegte ich, „bei der man den Hüftbeuger dehnt und die hintere Kette kräftigt! Wie praktisch wäre es denn, wenn man beim Ausdauertraining über eine hohe Wiederholungszahl Kräftigungsreize für die Hüftstrecker und mobilisierende Reize auf die Hüftbeuger bringen könnte.“
Während ich so darüber nachdachte, wie so ein Gerät wohl aussehen könnte, wurde meine Laune schlagartig besser. Mir fiel ein: So etwas gibt es doch längst! Tretroller!
Als nächstes dachte ich an Wolfgang Seibel: Ihn kannte ich flüchtig von früheren Laufwettkämpfen, und im Hinterkopf hatte ich abgespeichert, dass er mal Europameister im Cross-Tretroller-Fahren war. Ich suchte ihn bei Facebook und stellte begeistert fest, dass das nicht nur stimmt, sondern er sogar einen Laden hat und Tretroller verkauft!
Nach kurzer Kontaktaufnahme machte ich mich kurzerhand auf den Weg nach Hauenstein, wo Wolfgang mir einen Tretroller auslieh und mir in Kürze erklärte, worauf es zu achten gilt.
Ich schnappte mir den Roller (ein „Kickbike Cross Fit) und meinen Hund Maya, und wir starteten direkt von Hauenstein aus die erste Tour.
Es war definitiv Liebe auf den ersten Kick!
Fast jeder stand als Kind ja schon einmal auf einem Roller und kann sich die Bewegung daher vorstellen. Ganz anders als in der Vorstellung ist die Optik des Rollers: Statt der Hartgummirollen, die man von den Kinderrollern kennt, hat der Roller Reifen in Mountainbike-Reifengröße. Generell sieht der Roller aus wie ein Mountainbike, nur eben ohne Sattel und Pedale.
Das Rollern ist wirklich intuitiv und vom Bewegungsablauf her ganz leicht zu erlernen. Das heißt allerdings nicht, dass das Rollern ein Kinderspiel ist, im Gegenteil! Während es sich auf asphaltierten flachen Wegen ziemlich entspannt rollt, wird es auf Waldwegen und vor allem, wenn es bergauf geht, richtig anstrengend – genau wie beim Radfahren auch.
Anders als beim Radfahren ist die Position auf dem Tretroller allerdings nicht nach vorne gebeugt, sondern aufrecht. Das Standbein steht auf dem Trittbrett und ist – je nach Trittbretthöhe – leicht oder auch ein bisschen mehr gebeugt. Und das wird anstrengend, richtig anstrengend sogar! Deshalb wechselt man nach circa zehn Tritten das Standbein, bergauf schon nach drei bis fünf Tritten. Das Wechseln des Standbeines erfordert ein bisschen Übung, gelingt aber mit Konzentration sehr gut und schon nach kurzer Zeit wechselt man ganz automatisch. Durch kleine Bodenunebenheiten hat man gleichzeitig ein geniales Training auf instabilem Untergrund, wofür man sich sonst auf Kissen oder Kreisel stellt – durch den festen Griff Lenker steht man allerdings stabil und hat keinerlei Angst zu fallen.
Vom Trainingseffekt her genauso interessant wie das Kraft- und Koordinationstraining des Standbeins ist das des Schwungbeins. Bei jedem Tritt stößt man sich kräftig nach hinten ab. Um möglichst viel Vortrieb zu generieren, wird die Hüfte dabei komplett gestreckt. Man geht bei jedem Tritt in eine Streckung des Hüftbeugers und kräftigt gleichzeitig die hüftstreckende Muskulatur. Das bedeutet: „Knackarschalarm!“
Spaß beiseite, schon bei der ersten Rollertour spürte ich ganz deutlich, dass mein Hüftbeuger beim Rollern geschmeidiger wurde. Nach dem Rollern fühlte sich mein Hüftbeuger phantastisch an, viel besser als vorher. Seitdem ich regelmäßig rollere, habe ich viel seltener Hüft- oder Rückenschmerzen durch einen verkürzten Hüftbeuger, komme bei Dehnübungen deutlich weiter und muss mich seltener dehnen.
Das Roller-Training hört, anders als Training auf dem Fahrrad, nicht am Bauchnabel auf. Während beim Radeln der Oberkörper wenig Arbeit zu verrichten hat, sind vor allem der Bauch und der untere Rücken auch auf dem Tretroller sehr aktiv. Studien belegen, dass man beim Tretrollerfahren ähnlich viel Energie verbraucht, wie beim Laufen – und das ganz ohne die Stoßbelastung! Damit ist Tretrollerfahren ein wirklich sinnvolles, effektives, gelenkschonendes und gesundheitsförderndes Training, ein idealer Ausgleich zum Sitzen – und es macht auch noch wahnsinnig viel Spaß! Ich habe mich für ein noch etwas größeres Modell entschieden: Mein Tretroller hat vorne ein 29 Zoll großes Laufrad und hinten ein 26 Zoll großes Laufrad (Ein Kickbike Crossmax). Damit flitze ich gemeinsam mit meiner Hündin Maya durch den Wald. Natürlich vernünftigerweise überwiegend auf gut befestigten Wegen. Aber auch wenn ich mich ab und zu auf einen Trail verirre, macht der Roller das problemlos mit.
Wie bei Fahrrädern gibt es natürlich auch bei Rollern reine Straßenmodelle und auch tatsächlich Downhill-Modelle mit Federgabel. Es gibt sogar Tretroller mit Fatbike-Reifen. In der ganzen Palette ist sicherlich für jeden etwas dabei. Ein netter Nebeneffekt: Da Tretroller mit deutlich weniger Material auskommen als Fahrräder (kein Sattel, Schaltung, Pedale, Dämpfer etc.), sind sie deutlich günstiger.
Ich war wirklich von der ersten Tour an begeistert vom Tretrollern. Dass ich so ein Teil brauchte, war überhaupt keine Frage! Was mich sehr freut ist, dass sich einige Freunde von mir von meiner Begeisterung anstecken ließen, es auch ausprobieren und sich kurzerhand auch Roller zulegten. Alle sind ausnahmslos begeistert, haben Spaß damit und vor allem weniger Rückenschmerzen. Ganz besonders freut mich, dass eine Freundin, die ein halbes Jahr vor mir eine neue Hüfte bekommen hat, und bei der die zweite Hüfte demnächst ansteht, das gleiche berichtet wie ich:
- Sie kann sich auf dem Roller schmerzfrei auspowern
- Ihre Kraftwerte, Koordination und Beweglichkeit verbessern sich durch das Rollern deutlich, was sowohl für die bereits vorhandene TEP, als auch für die anstehende OP super wichtig ist
- Sie hat seitdem sie rollert weniger Hüftschmerzen
Was für uns Hüft-Patienten und TEP-ler noch besonders interessant ist: Die Frage, wie man aufsteigt, stellt sich beim Tretroller nicht. Das Trittbrett ist ganz niedrig über dem Boden, man stellt einfach einen Fuß drauf und rollert los. Bergauf schiebt sich so ein Roller auch ganz hervorragend, da keine Pedale stören und er im Vergleich zu einem Fahrrad viel weniger Gewicht hat. Mir persönlich fällt das Gehen bergauf sehr leicht, bergab habe ich noch immer Probleme. Daher nehme ich meinen Roller auch gerne zu Wanderungen mit. Bergauf und auf dem flachen schiebe ich ihn, und bergab kann ich gelenkschonend und schmerzfrei rollen.
Bin wirklich verdammt begeistert von diesem tollen Sportgerät
Um nochmal auf den Punkt vom Anfang zurück zu kommen: Das Tretrollern verbraucht nicht nur ähnlich viel Energie wie Laufen, es fühlt sich für mich auch genauso toll an. Generell ist die Bewegung dem Laufen gar nicht mal unähnlich, wenn man nur das Schwungbein betrachtet. Statt beide Beine abwechselnd als Schwungbein einzusetzen und dazwischen eine Flugphase zu haben wie beim Laufen, hat man eben auf dem Tretroller ein Bein als Standbein, wodurch man die Flugphase umgeht.
Auch wenn es euch vielleicht so vorkommt, ich verkaufe keine Tretroller und bekomme auch keine Provision dafür. Ich bin nur wirklich verdammt begeistert von diesem tollen Sportgerät und den Möglichkeiten, die es uns eröffnet. Bei jeder Tour bin ich dankbar und grinse von einem Ohr zum anderen, weil es mich so sehr freut, dass ich mich endlich wieder auspowern kann und dabei meiner Hüfte auch noch etwas Gutes tue. Deshalb hoffe ich, mit diesem Artikel viele von euch dazu begeistern zu können, das Tretrollerfahren mal auszuprobieren. Wenn ihr in der Nähe von Kaiserslautern wohnt oder mal vorbei kommen möchtet, auch sehr gerne mit mir gemeinsam. Denn es würde mich freuen, wenn möglichst viele von euch von meiner Erfahrung profitieren und sich und ihren Hüften auch ganz viel Gutes tun können.
Carina Weidler, 33 Jahre jung, Sporttherapeutin und TEPFIT!
Als Sporttherapeutin hat sie in den vergangenen Jahren viele Patienten mit Hüft-Problematiken wieder fit gemacht. Mit den Betroffenen schaffte sie es, durch konsequentes Kraft-, Koordinations- und Beweglichkeitstraining, die Hüfte konservativ wieder schmerzfrei zu bekommen. Mit den Patienten, bei denen eine OP bevorstand hat Carina Programme entwickelt, um sie bestmöglich auf die OP vorzubereiten. Auch das Reha-Training danach betreute sie oft.
Aber sie hat nicht nur selbst viele Patienten in den drei Phasen betreut, sondern kennt die Problematik auch aus ihrer eigenen Erfahrung, hat Carina doch 2020 selbst ein künstliches Hüftgelenk erhalten.
Sie wird ihre Erfahrungen gemeinsam mit mir an Euch weitergeben und damit dazu beitragen, dass jeder und jede sich bestmöglich um seine Hüften kümmern kann.
Heute erfahrt Ihr was über Carinas „neue Liebe“, das Tretroller fahren, auch als perfekte Therapie für ihre Hüfte.
In Kürze werden dann noch regelmäßige Übungsvideos von Carina über meinen Blog und meinen Youtube-Kanal für Euch bereitgestellt.
Direkt-Kontakt: carinaweidler(at)gmx.de
Servus!
Ich hatte zu Ostern eine neue Hüfte bekommen und dacht mir daselbe wie du. Ich hatte einen Tretroller in meinem
Sportarchiv, mit dem fahre ich jetzt, 10 Wochen nach der OP, fleissig herum. Zum Einkaufen, Arzt und alle kleine Wege.
Jeden 2ten Tag ung.10 km in einer Std. Jetzt da ich etwas schneller unterwegs bin, habe ich nachher starke Kreuzschmerzen im
Lendenbereich, aber auf der anderen Seite. Mache ich da etwas falsch: Frage an den Spezialisten.(Hilferuf)
Im Winter Langlaufbewerbe und im Sommer Inlineskating u. Schiroller so war es vor der OP. Bin Mastersportler 80+.
Ist schwer zu beantworten. Ich schätze es ist einfach eine Kombination aus Überlastung und veränderter Statik. Suche Die bitte einen guten Physio.