Arbeitsalltag und Aufbautraining muss synchronisiert werden
Kapitel 8 – Seit vier Wochen wieder im Arbeitsalltag. Physio-Termine, Fitness-Studio und Outdoor-Aktivitäten müssen mit einem Vollzeitjob synchronisiert werden. Nicht immer ganz einfach, aber irgendwie möglich.
Eines vorweg: Sich in einer stationären Reha abseits des Alltags ganz auf seine körperliche Fitness und Wiederherstellung zu konzentrieren, kann überhaupt nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Möglichkeiten, die das Deutsche Kranken- und Rentenversicherungssystem hier bieten, sind in Europa vorbildlich und keineswegs selbstverständlich!
In meinem Fall hätte ich sogar noch Anspruch und die Option auf das IRENA-Programm bei entweder weiterer Arbeitsunfähigkeit oder mit einer mir zustehenden Wiedereingliederung mit reduzierter Arbeitszeit gehabt. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, da ich das weder meinem Arbeitgeber und meinen Mitarbeitern nach drei Monaten Krankheit zumuten wollte, noch dies wirklich für notwendig erachtet habe.
Ich habe mich auf Eigeninitiative in einem Reha-Fitness-Studio zunächst für 12 Wochen angemeldet und nehme die zusätzlich verordneten Einzel-Physiotherapie-Einheiten in Anspruch.
War es in der ersten Arbeitswoche tatsächlich nicht ganz einfach, sich mit ein oder gar zwei Gehhilfen zu bewegen und dabei noch Reisegepäck inkl. Rechnertaschen zu transportieren, habe ich das ab der zweiten Woche ohne die Gehhilfen absolviert, wobei natürlich das Gangbild noch zu wünschen übrig ließ, es sei denn ich benutze meine Gehhilfen oder, wie im nachfolgenden Video zu sehen, NW-/Trekking-Stöcke zur Abstützung! Achtung: Es ist kein Nordic-Walking Sport!
Apropos Gangbild: Das ist tatsächlich mein größtes Problem. Ich bin völlig schmerzfrei in allen aktuellen Lebenssituationen und kann Dinge des täglichen Lebens ohne Einschränkungen erledigen, wie z.B. Schuhe binden, Strümpfe anziehen, Fußnägel schneiden, aber mein Gangbild will ohne Gehhilfen einfach nicht rund werden. Trotz zweimal pro Woche Einzel-KG, ein- bis zweimal Fitness-Studio, zusätzlicher täglicher Übungen zu Hause und am Wochenende Outdoor-Aktivitäten wie MTB, normales Gehen mit Gehhilfen oder mit NW-/Trekking-Stöcken. Es gibt immer mal Phasen, in denen ich meine, jetzt geht es richtig gut, bzw. viel besser.
Besonders – und das war für mich tatsächlich überraschend – nach meiner ersten MTB-Taunus-Runde nach der OP von knapp 14 km und 250 Höhenmetern. Nachdem ich mich in den Wochen zuvor ganz langsam wieder ans Outdoor-Biken auf flachen Strecken herangetastet habe (siehe Foto oben), wollte ich endlich wieder mal meine heimatliche Hausrunde fahren. Auch wenn ich die Strecke um knapp 6 km und 100 Höhenmeter verkürzt habe – um dem operierten Bein die sehr steilen Passagen noch nicht zuzumuten – war es ein wirklicher Genuss wieder in frischer Luft durch den herrlichen Taunuswald zu fahren, Steigungen und Abfahrten – immer (noch) mit der Hand an der Bremse, denn ein Sturz wäre alles andere als optimal – zu meistern und wunderbare Aussichten vom Taunus bis in den Odenwald zu genießen! Beim Biken werden eben viele Beinmuskeln angesprochen, die kurz danach für entsprechende Stabilität auch beim Gehen sorgen!
Aber leider ist dieses Gefühl des ‚runden Gehens‘ immer nur von kurzer Dauer. Ich benötige einfach beim Laufen / Gehen auf der rechten Seite noch einen Halt, eine Stütze, um nicht in den Ausweich- bzw. Hink-Gang zu verfallen. Noch bin ich einigermaßen geduldig. Ich möchte aber spätestens Ende August bei einer Städtereise mit besten Freunden die lästigen Dinger endlich in die Ecke stellen. Noch bin ich optimistisch, dass das funktioniert. Ob es wirklich klappt erfahrt Ihr spätestens in Kapitel 9.
Ich bin ganz optimistisch, dass das Gangbild wieder rund wird.
Ich habe ja auch öfters erwähnt, dass mein Gleichgewichtssinn bedingt durch die nicht voll gestärkten Muskeln gestört war. (Die Muskeln werden bei der OP ja ziemlich gestresst) Ich habe meine NW Übungen so ausgelegt, dass ich streckenweise mit Stöcken gewalkt bin und streckenweise sehr konzentriert ohne, mit schleifenden Stöcken. Später auf Spaziergängen bin ich oft über etwas unebene Parkwiesen gelaufen. Im Studio mache ich viel Gleichgewichtsübungen mit dem Halbball und Beinkraftübungen an den Geräten. Physio habe ich nicht mehr.
Weiterhin gute Kondition.